6.1 Strukturieren

Im ersten Schritt des Top-Down-Verfahrens wird die Gliederung festgelegt, also die logische Abfolge der einzelnen Teile, Argumente, Fälle usw.

6.1.1 Formlose Gliederung

Stellen Sie sich die Gliederung der Arbeit besser nicht als vorweggenommenes Inhaltsverzeichnis vor, sondern als eine strukturierte Zusammenfassung. Die Titel und Überschriften, die wir meistens verwenden, sind zu kurz und zu wenig aussagekräftig, um als Anleitung für das Schreiben herhalten zu können. Um nicht in diese Gewohnheit zu verfallen, ist es oft besser, ganz andere Methoden zu verwenden, um eine Struktur zu schaffen, z. B. ein Mind-Map (siehe Abschnitt 1.3.1: Thematik erschließen) zu zeichnen oder die Gliederung ganz formlos zu erzählen.

Der Einstieg ins Schreiben und Formulieren wird sehr erleichtert, wenn man die Gliederung in ganzen Sätzen und Fragen formuliert. Man beginnt mit dem Thema oder Arbeitstitel und verwandelt ihn in die Leitfrage, um die sich die gesamte Arbeit dreht. Das ist oft gar nicht leicht. Die Mühe lohnt sich, denn diese Formulierung ist vielleicht ein erster Prüfstein dafür, ob Sie Ihr Thema wirklich bewältigt haben: Hinter den Formulierungsschwierigkeiten können sich inhaltliche Unklarheiten und Ungereimtheiten verstecken, die sich beim detaillierten Ausarbeiten als Stolpersteine erweisen können. Die Arbeit an der Fragestellung und der Grobstruktur wird deshalb ja auch schon sehr früh, vor der Materialsammlung und -bearbeitung, begonnen.

Dann beschreiben Sie in möglichst einfachen Sätzen den Gedankengang der Arbeit. Diese Beschreibung kann noch ganz grob und kurz sein, sodass vielleicht ein ganzes Kapitel mit einem einzigen Satz zusammengefasst wird. Diese „Geschichte“ bekommt niemand zu lesen – sie braucht daher gar nicht wissenschaftlich zu klingen. Alltagssprache ist dafür geeigneter, weil wir uns darin direkter und auch emotional ausdrücken können. Einfachen Sätzen sehen wir sofort an, ob sie logisch aufeinander aufbauen, und damit können wir den Aufbau der Arbeit gleich auf seine Folgerichtigkeit prüfen. Dazu ein Beispiel:

Tab. 6.1: Vom alltagssprachlichen Erzählen zur Gliederung
Sie erzählen … In der Gliederung wird darauf …
Autor A behauptet, dass X Wiedergabe der These und
Er meint damit, dass … Analyse
Das hat mich immer schon gestört. Widerspruch
Es würde nämlich bedeuten, dass … Motivation des Widerspruchs: Konsequenz von X
… und das hätte zur Folge, dass … negative Auswirkung
Deshalb will ich zeigen, dass er unrecht hat Hypothese
Ich verwende dazu
Fall 1, mit dem sich die Autoren B und C beschäftigt haben, und Argument 1 und Belege
Fall 2, mit dem sich die Autoren D und E beschäftigt haben Argument 2 und Belege
Fall 1 und Fall 2 zeigen, dass Autor A unrecht hat. Zusammenfassung, Schlussfolgerung und Ergebnis
Da tauchen natürlich neue Fragen auf: Fragen, die das Ergebnis aufwirft
Wieso irrt sich ein Autor wie A bei sowas? (Da will ich aber höchstens ganz kurz darauf eingehen) Frage 1: Hintergrund der These (wird nicht näher behandelt)
Wackelt seine ganze Theorie, weil er sich bei X irrt? Frage 2: logische Konsequenzen des Irrtums
Das kann ich in einem Fall nachweisen exemplarischer Nachweis
Die Konsequenzen des Irrtums müsste man auch im Rest seines Werks untersuchen Schluss: Anregung für weitere wissenschaftliche Arbeit