6.6 Die Rohfassung in der Textverarbeitung

Bei der Rohfassung kommt es darauf an, möglichst flüssig zu arbeiten und sich auf den Inhalt zu konzentrieren. Fehler, äußere Form etc. werden zuerst einmal völlig ignoriert.

Tab. 6.9: Stil und Sprache
  • Wird zu häufig „ich“ verwendet? Werden Aussagen dadurch abgeschwächt zu persönlichen Meinungen?
  • Werden geschlechtsdiskriminierende Ausdrücke vermieden, und ist die Methode dafür in der gesamten Arbeit einheitlich? Wird sie, wenn nötig, mit einer entsprechenden Erklärung (Fußnote) eingeführt?
  • Sind die Sätze weder zu kurz und unverbunden noch zu lang und verschachtelt?
  • Werden monotone Wiederholungen vermieden?
  • Werden die Fachausdrücke und -begriffe konsistent verwendet und gekürzt?
  • Ist der Ton der gesamten Arbeit wissenschaftlich, verständlich und gut lesbar? Wurden umgangssprachliche Wendungen vermieden?

Ein Textverarbeitungsprogramm erweist sich dafür als gutes Werkzeug, sofern man einigermaßen flüssig Maschine schreiben kann: alle Fehler sind nachträglich leicht auszubessern, das Format kann später jederzeit verbessert werden, ja es können problemlos ganze Teile ausgetauscht oder verschoben werden. Es steht also dem möglichst unbekümmerten, nur auf die Inhalte konzentrierten Schreiben nichts entgegen.

Es ist aber eine enorme Zeitersparnis, wenn man mit einer gewissen Vorbereitung an das Schreiben der Rohfassung geht und dabei ein paar einfache Grundsätze beachtet. Das spätere Formatieren und Verbessern der äußeren Form wird dadurch erheblich leichter. Die wichtigste Vorarbeit ist die Definition und Verwendung von Druckformaten (Stil, Absatzformat).

In allen Textverarbeitungsprogrammen können Druckformate definiert werden, die jeweils für einen ganzen Absatz gelten. Das sind Bündel von Formatierungen, die z. B. Schriftart, Schriftgröße, Ausrichtung und Einrückung für einen Absatz festlegen. Meistens gibt es auch Mustervorlagen, die bereits vordefiniert die benötigten Definitionen enthalten.

Die folgende Tabelle zeigt einen einfachen Vorschlag. „Serifen“ sind die kleinen Zapfen und Häkchen an den Enden der Linien, aus denen die Buchstaben geformt sind. Serifen machen das Wortbild geschlossener und die Schrift im Fließtext lesbarer, weshalb Serif-Schriften wie z. B. Times, Palatino, New Century Schoolbook für durchgehenden Text vorzuziehen sind. Sans-Serif-Schriften sind demnach jene ohne solche Häkchen, z. B. Arial oder Helvetica. Sie können sehr gut für Überschriften verwendet werden. Ausgefallene, besonders geformte Schriften („Grotesk-Schriften“) – z.B. solche, die der Schreibschrift nachgebildet sind oder Aufschriften, Gravuren u. dgl. imitieren, sind für wissenschaftliche Texte nicht geeignet – sie wirken nicht „seriös“.

Tab. 6.10: Druckformate definieren
Druckformat … für … Beispiel
Haupttext (Normal) od. dgl. laufenden Text Haupttext (Serif-Schrift 12 Pkt.)
Liste Aufzählungen Haupttext
Titel Hauptteile der Arbeit Titel (Sans-Serif, 18 Pkt. fett)
1Überschrift (1.) Kapitel Kapitel (Sans-Serif, 14 Pkt. fett)
2Überschrift (1.1.) große Abschnitte Abschnitt
3Überschrift (1.1.1) Unterabschnitte Unterabschnitt (Haupttext-Schrift, kursiv)
4Überschrift (1.1.1.1 od. nicht nummeriert) kleine Zwischenüberschriften Zwischenüberschrift (wie Haupttext)
Zitat eingerückte Zitate in Blockform Blockzitat (Haupttext-Schrift, 10 Pkt.)
Fußnote Fußnoten und Anmerkungen (falls verwendet) Fußnote, Fußnote (Haupttext-Schrift, 8-10 Pkt.)
Abbildung Bild- und Tabellenunterschriften Bildunterschrift (Haupttext-Schrift, kursiv)

Dazu können noch weitere spezielle Druckformate notwendig werden, z. B. für Beispiele, Kästen, Exkurse, Tabellen usw.

Wichtig ist für die Rohfassung nicht, wie diese Druckformate im Einzelnen definiert sind, sondern einzig und allein, dass es sie gibt und dass sie beim Schreiben allen Absätzen (= in der Software der Text zwischen zwei „Zeilenschaltungen“) entsprechend zugewiesen werden. Damit haben Sie die spätere Umformatierung im Griff: Sie können Schrift, Größe, Zeilenabstand usw. jedes einzelnen Absatztyps umdefinieren und für den gesamten Text in einem einzigen Arbeitsschritt ändern. Außer dieser Zuweisung von Absatzformaten werden möglichst alle Formatierungen während des Schreibens unterlassen:

Tab. 6.11: Schreibregeln bei der Arbeit mit einer Textverarbeitung
Sie vermeiden … weil … Stattdessen …
manuelle Leerzeilen der Abstand zw. Absätzen damit starr wird wird der Abstand zw. Absätzen über das Druckformat definiert
manuelle Einrückungen (mit Tabulator od. Leerzeichen) eine Änderung des Zeilenumbruchs damit aufwendig wird definieren Sie ein oder mehrere Druckformate für alle Arten von eingerückten oder sonstwie speziellen Absätzen
händische Nummerierung bei einer Umstellung alles korrigiert werden muss, Fehlergefahr ist groß verwenden Sie die automatische Nummerierungsfunktion des Programms
Großbuchstaben, Unterstreichung und Fettdruck zur Hervorhebung, sie das Schriftbild stören und im Gegensatz zu anderen Hervorhebungen nicht einfach zu ändern sind Kursivschrift zum Hervorheben verwenden (evt. gestattet die Textverarbeitung die Definition eigener „Zeichenformate“)
“Maschinenschreib-Anführungszeichen”, d. h. eigentlich Zollstriche sie in einer Textverarbeitung nicht mehr notwendig sind und nur umständlich in „richtige“ (typografische) Anführungszeichen umgewandelt werden können haben praktisch alle Textverarbeitungsprogramme eine Funktion oder Option, mit der typografische Anführungszeichen automatisch verwendet werden
Bindestriche (-) für Einschübe, Nebengedanken usw. die (kurzen) Bindestriche nur bei Worttrennungen und -zusammensetzungen korrekt sind verwenden Sie die längeren Gedankenstriche (—) mit Leerzeichen vor- und nachher
provisorischen Text (z. B. An- od. Nebenbemerkungen, Lücken) ohne Markierung die Gefahr besteht, dass Sie ihn beim Überarbeiten übersehen und er in die Endfassung „rutscht“ Zeichenketten voransetzen, die sonst im Text nicht verwendet werden, z. B. ### od. ***; nach dem Überarbeiten löschen, zum Schluss mit Suchfunktion kontrollieren; oder die Notiz-Funktion der Textverarbeitung verwenden
manuelle Zeilenschaltungen als Platzhalter für einzuklebendes Material die Zeilenhöhe beim Umformatieren geändert werden kann und die Größe dann nicht mehr stimmt, außerdem kann ein Seitenumbruch hineinrutschen Grafik- od. sonstige Rahmen, die das Programm zur Verfügung stellt; Größe ist fest definierbar, sie werden nicht „zerschnitten“.
Manuelle Seitenumbrüche, außer bei den großen Kapiteln sie nach dem Umformatieren nicht mehr passen und manuell entfernt werden müssen Seitenumbruch bei der Rohfassung ignorieren, erst am Ende überprüfen und (bedingt) einsetzen; Funktionen für Zusammenhalten von Absätzen bzw. Zeilen verwenden