5.3 Aufgabe: Lesen

Tab. 5.10: Übungsaufgabe
Verfassen Sie eine praphrasierende Notiz zu den folgenden Textausschnitten. Trennen Sie eigene Gedanken und Anmerkungen deutlich von denen des Autors. Lesen Sie dazu jeden Text aufmerksam durch und legen ihn dann weg, während Sie Ihre Notiz schreiben.

(A) Langzeituntersuchungen zur Frage des Einflusses einer frühkindlichen Heranführung an naturwissenschaftliche Themenfelder liegen bislang keine vor, was insbesondere auf zwei Gründe zurückzuführen ist: Zum einen sind sie enorm kostenaufwendig, zum anderen sehr zeitintensiv, muss doch mit einem Untersuchungszeitraum von mindestens zehn Jahren gerechnet werden.

Allenfalls über indirekte Methoden lässt sich eine Langzeitwirkung frühkindlicher Erfahrugen erschließen, nämlich durch Interpretation biographischer Daten. Ausgewertet wurden insgesamt 1345 biographische Daten von Studienanfängern. Erhoben wurde dieses Datenmaterial im Rahmen der Vergabe eines Stipendiums an Abiturienten, die sich für einen Chemie-Diplomstudiengang entschieden und aufgefordert wurden, ihrem Bewerbungsmaterial eine persönliche Begründung beizufügen, aus welchem Grund sie einen Chemie Diplomstudiengang aufnehmen möchten.

Die Auswertung der persönlichen Begleitschreiben in Hinblick auf außerschulische und schulische Einflüsse sowie den Beginn der Interessenbildung nach Schulstufen gibt Abb. 2 wieder: Es zeigt sich, dass die Vorschule mit 22 % das zweitgrößte Segment bildet. Die Grundschule ist dagegen kaum vertreten. Da der Einführungsunterricht der Fächer Physik und Chemie in die Sekundarstufe I fällt, lassen sich in diesem Zeitraum die meisten Nennungen für die Interessenbildung und Motivation zum Chemiestudium finden. Die Sekundarstufe II spielt dagegen eine eher untergeordnete Rolle. Demnach haben bei 37 % der Bewerber außerschulische Einflüsse zum Chemiestudium bewogen, davon mit großem Abstand vorschulische Impulse.

(aus: Lück, Gisela: Naturwissenschaften im frühen Kindesalter - Zur Vertiefung von Sachinteresse zwischen Verschulung und Spielerei. In: Frühe Bildungsprozesse und Schulische Anschlussfähigkeit. Hrsg. von Toni Hansel. Centaurus Verlag, Herbolzheim (2004), S.118-135.)

(B) … Ich möchte nicht verschweigen, dass ich hinsichtlich solcher Reformvorschläge [bzgl. Erzieherinnenausbildung an Fachhochschulen bzw. Universitäten] eher pessimistisch eingestellt bin. Fachhoschulen sind nicht für eine besonders praxisnahe Ausbildung von Sozialpädagog/innen „berühmt“, und die Lehrerausbildung an Universitäten wird seit vielen Jahren stark kritisiert. So dürfte eine Verlagerung der Erzieherausbildung an Fachhochschulen oder Universitäten wohl kaum zu einer besseren Berufsausbildung führen. Hinzu kommt, dass derzeit weder an Fachhochschulen noch an Universitäten mehr als 10 bis 15 im Bereich der Frühpädagogik qualifizierte Professor/innen und Assistent/innen zur Verfügung stehen. …

Vor allem aber beruht mein Pessimismus auf folgenden Gründen: akademisch ausgebildete Erzieher/innen haben Anspruch auf ein viel höheres Gehalt. Und ich sehe nicht die geringste Bereitschaft bei Kommunen, Ländern und Wohlfahrtsverbänden, hierfür die finanziellen Mittel aufzubringen. Und was soll mit den derzeit berufstätigen Erzieher/innen passieren? Sollen sie in mehrjährigen Fortbildungsgängen nachqualifiziert werden? Auf den Stand von Fachhochschul- oder Universitätsabsolvent/innen gebracht werden? Und was soll mit den Fachschulen passieren? Sollen sie aufgelöst und die dort tätigen Lehrkräfte in die Arbeitslosigkeit entlassen werden?

(aus: Textor, Martin R.: Erziehr/innenausbildung: zwischen Akademisierung und Elementarisierung. Online-Handbuch Kindergartenpädagogik, http://www.kindergartenpaedagogik.de/)