3.5 Ergebnisse sichern und bewerten

Nehmen wir an, Sie haben mit der Suche ein rundes Dutzend relevanter und vielversprechender Treffer erzielt. Sie müssen nun * sicherstellen, dass Sie sie identifizieren und wiederfinden können, und * jede Fundstelle sichten und auf Qualität und Relevanz für Ihr Thema untersuchen

3.5.1 Web-Adressen abspeichern

Internet-Browser stellen Funktionen („Lesezeichen“ oder „Favoriten“ in den meistverwendeten Browsern) zur Verfügung, mit denen Sie selbst Sammlungen von Links anlegen können. Diese können dann direkt aus dem Browser heraus aufgerufen werden.

Um ein solches Lesezeichen anzulegen, muss die entsprechende Seite nicht einmal geöffnet werden. Es ist auch möglich, einen Hyperlink auf einer Webseite auf diese Weise abzuspeichern. Diese Vorgangsweise genügt für die Sicherung der Ergebnisse im ersten Durchgang. Nach der Sichtung und Prüfung müssen diese Lesezeichen (oder Favoriten) jedoch weiter bearbeitet werden.

Web-Adressen sind schnell gespeichert – die Technik ist nicht das Problem, sondern, wie so oft, die Organisation. Endlose Listen von Lesezeichen/Favoriten werden schnell unübersichtlich und damit wertlos. Je nach dem verwendeten Browser können und sollten Sie

  • den Lesezeichen/Favoriten aussagekräftige Namen geben,
  • sie mit Anmerkungen kommentieren,
  • sie in themenspezifischen Ordnern zusammenfassen und
  • regelmäßig prüfen, ob die Links noch korrekt sind.

Die Verwaltung von gespeicherten Web-Adressen ist bei den gängigen Browsern nur unbefriedigend gelöst. Schwierig wird sie vor allem, wenn man die eigenen Lesezeichen von verschiedenen Rechnern oder mit unterschiedlichen Browsern verwenden will. Es gibt Dienstprogramme, die die Verwaltung erleichtern. Neben dem Abspeichern und Kommentieren erlauben sie das Prüfen der Links und das Konvertieren für andere Browser. Manche Provider bieten die Verwaltung der Lesezeichen im WWW an. Dann ist es möglich, über den Web-Browser von einem beliebigen Rechner aus auf die Lesezeichen zuzugreifen.

3.5.2 Webseiten auf Relevanz prüfen

Nun werden diese „roh“ gesammelten Hyperlinks der Reihe nach aufgerufen und geprüft, und zwar auf ihre Relevanz und ihre Qualität. Für diese Prüfung empfiehlt es sich, systematisch und nach Plan vorzugehen, da man sonst in Gefahr ist, in zielloses Surfen und Blättern zu geraten, immer noch mehr Hyperlinks zu folgen und immer neue Fundstellen zu öffnen, ohne ein Bild davon zu haben, was man bereits gefunden hat. Es kann ja durchaus sinnvoll und notwendig sein, den Verweisen auf einer mit der Suchmaschine gefundenen Seite nachzugehen, aber es ist ratsam, das in einem späteren Durchgang zu machen.

Tab. 3.3: Beginn von URLs
Die Web-Adresse beginnt mit… Das heißt… Es handelt sich um…
http:// HyperText Transfer Protocol HTML-Seiten (häufigster Fall im WWW)
ftp:// File Transfer Protocol Dateien/Programme zum Herunterladen
File:// Datei Lokale HTML-Dateien (auf Ihrem Rechner)
Tab. 3.4: Ende von URLs
Die Web-Adresse endet mit… Das heißt… Es handelt sich um…
.de, .ch, .at usw. Länderkürzel genormte Länderkürzel; werden national vergeben, sind aber frei zugänglich
.edu education eine US Bildungseinrichtung (z.B. Universität)
.mil military eine militärische Einrichtung in den USA
.com commercial kommerzielle Unternehmen, jedoch frei zugänglich
.net net (Netz) signalisiert eine Internet-relevante Adressen, frei zugänglich
.org organization eine Organisation; vorzugsweise non-profit, aber frei zugänglich
.eu European früher nur EU-Institutionen, jetzt freigegeben f. europ. Firmen u.ä.
.info Information Info-Websites, besonders für Informationsanbieter gedacht, frei verfügbar
.biz business eine kommerzielle Website, alternativ zu .com
.name persönl. Name eine persönliche Website, idealerweise mit einem persönlichen Namen davor
Der zyklische Suchprozess

Abb. 3.3: Der zyklische Suchprozess

Betrachten Sie die Suche im WWW als zyklischen Prozess: nach der Suche und Sicherung einer überschaubaren Anzahl von Ergebnissen folgt eine Phase der Sichtung und Bewertung. Erst wenn diese abgeschlossen ist, können Sie den weiteren „Materialbedarf“ feststellen und gezielt erneut suchen oder die bereits erzielten Ergebnisse auf weitere Hinweise und Hyperlinks prüfen.

Die Fragen, die Sie bei der Relevanzprüfung an eine Website stellen, sind ganz ähnlich den Fragen bei der Relevanzprüfung von Büchern und Artikeln (siehe Kapitel 2: Recherchieren). Um einen raschen Überblick zu gewinnen, stehen Ihnen nun aber nicht die üblichen Hilfsmittel wie Klappentext, Inhaltsverzeichnis oder Vorwort zur Verfügung. In einem Hypertext gibt es andere Informationen und Hinweise:

  • Adresse: eine URL verrät meistens einiges über ihre Herkunft. Vor allem die „Top-Level-Domain“, also der letzte Teil des Domänennamens (= jener Teil der Adresse, der meist mit „www“ beginnt) ist genormt und gibt einen Hinweis auf Ursprung und Zielsetzung der Website (s. Aktionstabelle). Außerdem sind z. B. Universitäten meistens an ihren Domain-Namen erkennbar, in Deutschland beginnen sie sogar einheitlich mit „uni-…“.
  • Startseite: Die von der Suchmaschine gefundene Seite muss nicht die Startseite (home page) der Website sein. Suchen Sie die übergeordneten Seiten (über die in der Website (nicht im Browser) verfügbaren Schaltfläche „Home“ oder „Start“, über ein Menü, oder durch schrittweises Weglöschen der letzten Angaben bei der Web-Adresse). Da Websites sehr stark hierarchisch gegliedert sein können, ist die über die Schaltfläche „Home“ erreichbare Startseite/Homepage oftmals zu weit oben und zu allgemein für Ihre Zwecke, z. B. kann dieser Link direkt zur Eingangsseite des Instituts oder gar der Universität führen. Wichtig für die Relevanzprüfung ist die Startseite zum Thema, zur Person, zum Text.
  • Index oder site map: Auf der passenden Startseite finden Sie meistens eine Art Inhaltsverzeichnis oder eine grafisch aufbereitete Übersicht über die Website (site map). Hier können Sie sich ein erstes Bild davon machen, was alles geboten wird. Allerdings ist diese Übersicht leider oft weniger aussagekräftig und zuverlässig als das Inhaltsverzeichnis eines Buches. Verweise können ins Leere gehen, und versprochene Inhalte fehlen oder sind dürftiger als angekündigt: da hinter einer Website kein prüfender Verlag steht, gibt es keine Garantie dafür, dass eine Website auch enthält, was ihr Inhaltsverzeichnis verspricht (siehe 3.5.3: Webseiten auf Qualität prüfen).
  • Breite untersuchen: Rufen Sie daher (zumindest stichprobenartig) die einzelnen Punkte des Inhaltsverzeichnisses auf, um einen Überblick über Breite und Tiefe der Website zu erhalten. Sie können dabei auch einzelne Seiten „Probelesen“, wie Sie das beim Durchblättern eines Buches tun würden.
  • Tiefe untersuchen: Finden Sie heraus, in welchem Kontext die gefundene Website steht. Sie gelangen so z. B. über die Liste der Publikationen der Autorin zu Angaben über die Person und weiter zur Institution oder Firma, in der die Autorin tätig ist. Sie können dadurch die Inhalte besser ein- und zuordnen.
  • Seitenzweige: Möglicherweise finden Sie dadurch andere Publikationen und/oder Themen, die für Sie ebenfalls oder noch mehr von Interesse sind. Begnügen Sie sich in dieser Phase jedoch damit, diese Seiten für eine spätere Sichtung vorzumerken, also nur den Link abzuspeichern – s. oben, „Zyklische Vorgangsweise“. Aufgrund dieses Suchlaufs in verschiedene Richtungen können Sie entscheiden:
  • Die Website ist nicht relevant für Ihre Arbeit. In diesem Fall sollten Sie den gespeicherten Hyperlink löschen, um nicht später nochmals auf diese für Sie unbrauchbare Website „hereinzufallen“ und damit Zeit zu verschwenden.
  • Die Website ist relevant. Wenn Ihr Browser es zulässt, sollten Sie zur gespeicherten Adresse einen kurzen Kommentar hinzufügen, der Inhalt und Bedeutung (für Ihre Arbeit) kurz zusammenfasst. Das ist als Erinnerungsstütze notwendig, denn nach der Sichtung von möglicherweise Dutzenden von Webseiten werden Sie garantiert nicht mehr Struktur und Inhalt jeder einzelnen Seite im Gedächtnis behalten haben.

3.5.3 Webseiten auf Qualität prüfen

Die oben beschriebene Methode der Sichtung einer Website gibt bereits gewisse Aufschlüsse über die Qualität Ihres Fundstücks: institutionelle Einbettung und Trägerschaft, „gepflegte“ Webseiten, Umfang usw. Darüber hinaus beachten Sie auch noch: * Aktualität: Webseiten sollten (meist am Ende) einen Vermerk tragen, wann sie zuletzt aktualisiert wurden. Ein weit zurückliegendes Datum kann bedeuten, dass die von der Seite weiterführenden Hyperlinks zu einem wesentlichen Teil veraltet sind. Dadurch kann die Website unbrauchbar sein für Ihre Zwecke – muss aber nicht. Wenn es sich z. B. um einen Text (Skriptum, Buch …) handelt, der eher in sich geschlossen ist, so kann er seine Gültigkeit durchaus über mehrere Jahre bewahren. Ob der Inhalt hingegen schon überholt und deshalb für Sie unbrauchbar ist, ist eine andere Frage, die Sie wie bei einem Buch selbst zu beurteilen haben. * Autorin: Selbstdarstellung der Autorin sowie das Werkverzeichnis geben (falls vorhanden) Aufschluss über bisherige Tätigkeiten und Veröffentlichungen. Das liefert Hinweise wie: Hat die Autorin in angesehenen (peer-reviewed) Zeitschriften bzw. Verlagen zu diesem Thema veröffentlicht? Wie lange und wie intensiv ist die Autorin auf diesem Gebiet bereits tätig? Mit wem arbeitet die Autorin zusammen? * Institution: Es versteht sich fast von selbst, dass die private Homepage eines Studenten mit mehr Vorsicht zu betrachten ist als Webseiten, die auf dem „offiziellen“ Server einer Forschungseinrichtung zu finden sind. (Die Einschränkung auf „offiziell“ ist notwendig, da oft Einzelpersonen auf einem Institutsserver ihre eigenen, mehr oder weniger privaten Webseiten präsentieren. Die Institution sollte zwar die Qualität und „political correctness“ aller Inhalte prüfen, die unter ihrem Namen im Web veröffentlicht werden, ist aber manchmal damit überfordert). Beim Server einer Forschungseinrichtung kann angenommen werden, dass die Inhalte bereits intern auf ihre Qualität geprüft wurden, denn inzwischen haben die meisten Institutionen begriffen, dass ihre Website dem Image ebenso schaden wie nutzen kann. * Wissenschaftlichkeit: Bei der Betrachtung der Inhalte selbst ist zu prüfen, ob sie den formalen und inhaltlichen Ansprüchen an wissenschaftliche Arbeiten entsprechen. Zwar sind nicht alle Texte auf einem Webserver auch wissenschaftliche Texte und müssen es auch nicht sein. Eine informative, vielleicht sogar unterhaltsame Kurzdarstellung eines Instituts oder eines Forschungsprojekts erfüllt eher die Rolle einer (Werbe)Broschüre oder eines Ratgebers. Argumentatives Schreiben und Quellennachweise wären dem Zweck dieser Texte hinderlich. Was jedoch auch hier nicht fehlen darf, ist der Hinweis auf jene Stellen und Veröffentlichungen, in denen sich die Forschung und Argumentation, die zu den plakativen Aussagen oder praktischen Anleitungen geführt hat, nachvollziehen lässt. Sofern es sich bei den Webseiten um Online-Versionen von wissenschaftlichen Artikeln oder Bücher handelt, versteht es sich von selbst, dass die formalen (z. B. Quellennachweise) und inhaltlichen (z. B. Sachlichkeit, Logik, Nachvollziehbarkeit) Kriterien genauso erfüllt werden müssen wie in gedruckten Werken.

Auch hier sollten Sie streng sein bei der Auswahl und alle Web-Adressen, die den Qualitätskriterien nicht genügen, aus Ihrem Verzeichnis wieder entfernen.