7.4 Exkurs: Fußnoten
Mit der hier beschriebenen Methode des Kurzbelegs fallen alle Fußnoten mit Literaturhinweisen weg. Der Leser muss nicht zwischen Text und dem Fuß der Seite (oder gar – bei Endnoten – dem Ende des Buchs) hin- und herspringen, nur um dort ein kryptisches „ebd.“ oder „a.a.O.“ zu finden, das ihn zwingt, die erste auf dieses Werk bezogene Fußnote durch Herumblättern zu suchen.
Sind Fußnoten damit völlig überflüssig geworden? Durchaus nicht. Im Gegenteil – die Fußnote kann ihren eigentlichen Zweck nun besser erfüllen. Der besteht darin, Anmerkungen, Zusätze, kleine Exkurse und Erläuterungen aufzunehmen, die im (Haupt-)Argumentationsgang nichts verloren haben oder ihn unnötig aufblähen würden. Da die Quellenangaben sämtlich im Text untergebracht sind, kann sich der Leser jetzt, wenn er auf ein Fußnotenzeichen trifft, auf jeden Fall eine inhaltliche Bemerkung erwarten.
Einen Anwendungsfall für Fußnoten haben wir bereits erwähnt: die Übersetzung eines fremdsprachigen Zitats (bzw. das fremdsprachige Original). Ebenso gehören „Überlegungen am Rande“ in Fußnoten. Manche Wissenschafter haben die Erfahrung gemacht, dass gerade solche Fußnoten, in denen sie Gedanken oder Fragen formulieren, die noch nicht abgeschlossen und noch nicht „reif“ für eine ausgearbeitete Argumentation sind, den Kern ihres nächsten Buches darstellen, weil ihnen dieser gedankliche „Ausreißer“ keine Ruhe lässt.
Fußnoten sind also nicht überflüssig geworden, aber man sollte trotzdem so sparsam wie möglich damit umgehen. Wenn Sie beim Schreiben andauernd den Drang haben, eine Fußnote einzufügen oder etwas aus dem Haupttext in eine Fußnote zu verbannen, dann kann das ein Hinweis darauf sein, dass die Argumentation noch nicht „steht“, dass die klare Linie fehlt, oder dass Sie vielleicht eine ganz andere Arbeit schreiben möchten als die, an der Sie gerade sitzen (müssen).