2.5 Literatur prüfen und auswählen – Leseliste erstellen
Der nächste Schritt führt nun von der wahrscheinlich sehr umfangreichen Literaturliste zur eigentlichen Leseliste: Das sind jene Werke, von denen Sie zum jetzigen Stand der Arbeit und des Konzepts wissen, dass Sie sie lesen und bearbeiten müssen und dass sie in der Arbeit Verwendung finden werden. Dazu brauchen Sie jetzt nicht nur Titel und Autor, sondern müssen schon ein wenig hineinsehen – das heißt aber noch nicht, dass Sie alles lesen müssen. Dafür eignen sich die Techniken des „prüfenden Lesens“ (siehe Kapitel 5: Lesen und notieren)
In einer Buchhandlung oder Präsenzbibliothek wird es nicht weiter schwerfallen, in Bücher hineinzuschauen und in ihnen zu blättern. Etwas umständlicher ist es bei Bibliotheken mit Magazinen: Sie müssen eine ganze Reihe Bücher entlehnen, nur um dann vielleicht den Großteil davon bald wieder zurückzugeben. Um nicht allzuviel Zeit damit zu verlieren,
- gehen Sie mit Ihrer Literaturliste (bzw. jenem Teil davon, der vor Ort in der Bibliothek verfügbar ist) hin und entleihen Sie so viele Titel, wie Sie bewältigen können.
- tragen Sie diese Bücher nicht nach Hause, sondern prüfen Sie sie gleich im Lesesaal.
Machen Sie sich bei jenen Werken, die Sie wieder zurückgeben, eine Notiz, warum Sie dieses Buch ausschließen, am besten zusammen mit einer kurzen Inhaltsangabe: möglicherweise wird dieses Buch doch später noch relevant. Manche Titel scheinen das Thema genau zu treffen und sind trotzdem nicht relevant, sodass man in Gefahr ist, immer wieder, z. B. bei einer späteren zusätzlichen Literatursuche, auf sie „hineinzufallen“. Das lässt sich mit dieser Notiz vermeiden, die in der Literaturkartei bzw. der Datenbank beim Titel erfasst wird.
Wenn ein Buch nur über Fernleihe zugänglich ist bzw. im Buchhandel nicht lagernd ist, wird diese Relevanzprüfung nicht möglich sein. Kaufen wird man so eine „Katze im Sack“ sicher erst, wenn man genügend Hinweise (aus der Literatur, von Betreuern etc.) hat, dass dieses Buch dafür in Frage kommt (siehe Abschnitt 2.6: Literatur beschaffen). Beim Buchversand im Internet wird man zwar manchmal eine kurze Inhaltsangabe oder einen Auszug aus dem Inhaltsverzeichnis finden, aber das ist nicht mehr als der Text, den ein Verlag in seinen Werbeprospekt drucken würde – also nicht unbedingt ein verlässlicher Hinweis auf Brauchbarkeit und Qualität.
Soweit Sie aber die Titel Ihrer Literaturliste auf Relevanz prüfen können, lässt sich daraus eine Leseliste zusammenstellen. Wieder ist es vorteilhaft, sich dabei am Konzept zu orientieren und zu prüfen, ob alle geplanten Teile ausreichend abgedeckt sind. Diese Prüfung der Literatur ergibt auch Hinweise darauf, in welcher Reihenfolge Sie die ausgewählten Titel bearbeiten sollten: wenn ein Autor z. B. ausführlich ein Werk rezipiert und kritisiert, das ebenfalls auf Ihrer Leseliste steht, liegt es nahe, zuerst das „Ausgangswerk“ und dann das darauf aufbauende Buch zu lesen.
Das Endergebnis der Literaturauswahl ist somit eine Leseliste, die sowohl nach Prioritäten als auch – ansatzweise – chronologisch geordnet ist. Wenn Sie wissen, wie schnell oder langsam Sie lesen, können Sie die Leseliste anhand Ihres Zeitplans einteilen in jene Titel, die Sie – vorsichtig geschätzt – in der verfügbaren Zeit bearbeiten können. Es muss dabei aber ein Spielraum bleiben, denn es können während der Arbeit noch Titel dazukommen, die Sie ebenfalls berücksichtigen müssen. Es ist also besser, die Lesezeit nur zum Teil zu verplanen und sich einen fixen Termin für Rückblick, weitere Literaturauswahl bzw. -suche zu setzen.