Handreichung für Bachelor- und Masterarbeiten
Vorbemerkung
Die folgenden Ausführungen beziehen sich vor allem auf Abschlussarbeiten im Bereich der Angewandten Wirtschaftspsychologie, können aber auch in anderen Studiengängen verwendet werden. Dort sollten Sie die Details und Gültigkeit der Informationen aber frühzeitig mit mir absprechen.
Themen
Wir sind Teil einer Technischen Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Daher zielen wir darauf ab, Verfahren, Produkte, Prozesse zu entwickeln und zu verbessern. Das trifft auf alle unsere Studiengänge zu. Damit haben wir ein weites Verständnis von Technologie. Auch die Änderung der Struktur eines Einstellungsgesprächs oder die Umstellung von Büromobiliar ist damit eine technologische Maßnahme.
Da wir aber spätestens seit Kurt Lewin wissen, dass nichts praktischer als eine gute Theorie ist, umfasst das gegebenenfalls auch die Erarbeitung der für die Anwendung erforderlichen Grundlagen bzw. deren anwendungsbezogene Konkretisierung.
Was heißt das nun konkret für ein BA-Thema?
Finden Sie ein Problem und lösen Sie es mit den Mitteln, die Ihnen das Studium vermittelt hat (bzw. mit Mitteln, für deren selbständige Erarbeitung Sie Ihr Studium gerüstet hat). Das müssen keine dicken Bretter sein. Gehen Sie auf die Suche nach den kleinen Dingen, an die vielleicht bislang auch noch niemand gedacht hat.
Sie können Ihr Vorgehen dabei grob an den folgenden drei Stufen orientieren:
- Analysieren Sie das Problem. Wer ist betroffen? In welchen Situationen tritt das Problem auf? Welche Ursachen hat es? Welche Folgen hat es? …
- Gestalten Sie Theorie-basiert eine Maßnahme/Intervention (ein Produkt, einen Prozess, eine kleine Änderung der Situation, …). Argumentieren Sie, warum Sie diese Intervention vorschlagen. Implementieren Sie die Maßnahme.
- Finden Sie (schon vorher!) geeignete Kriterien für die Evaluation der Maßnahme. Bewerten Sie die Maßnahme. Ziehen Sie Schlussfolgerungen für ein weiteres Vorgehen.
Wenn es um die Entwicklung neuer methodischer Ansätze geht, liegt ihr Fokus scheinbar eher auf der einer dieser drei Phasen (z. B. der Evaluation, wenn es um eine Bewertungsmethode geht). Aber auch in diesem Fall analysieren Sie die Anwendbarkeit der Methode, Sie Gestalten deren Einsatz und bewerten, ob der Einsatz erfolgreich war.
Ein etwas anderer Ansatz, ein Thema zu finden ist es, wenn Sie von einem wissenschaftlich dokumentierten Phänomen ausgehen und dieses in einem bestimmten inhaltlichen Bereich untersuchen. Zum Beispiel könnten Sie daran interessiert sein, ob bestimmte Arten von kognitiven oder Entscheidungsverzerrungen in digital vermittelten Auswahlsituationen auftreten, oder ob diese vom Alter, den Vorerfahrungen der Proband:innen oder vielleicht auch von anderen Interventionen abhängig sind. Hier ist der Ausgangspunkt nicht ein Problem, sondern die Natur eines kognitiven Mechanismus, den Sie kontextorientiert unter die Lupe nehmen.
Berücksichtigen Sie meine Kompetenzen und/oder Interessen. Das sind beispielsweise Themen, die mit der Interaktion von Mensch und Technik, der Gestaltung von Information oder mit Behavioral Design/Entscheidungsergonomie zu tun haben, sich aber nicht darauf beschränken müssen. Damit ich Ihre Arbeit betreuen kann, sollte die Problemlösung mit Mitteln erfolgen, die ich kenne und verstehe. Das sollten Sie vorher mit mir abklären.
Eine alternative Form der Themenfindung: Führen Sie eine etablierte wissenschaftliche Studie erneut durch (Replikationsstudie). Versuchen Sie, die Ergebnisse der Studie zu replizieren. Dabei können Sie gerne bestimmte Eigenschaften der Durchführung systematisch ändern, um so zu prüfen, ob Sie dieselben Ergebnisse auch für diese Konstellation erhalten. Kommen Sie gerne mit Themenvorschlägen auf mich zu! Diese sollten schon einigermaßen ausgereift sein – bitte nicht nur: „irgendwas im Bereich XY” o.ä. Erstellen Sie möglichst schon vorab ein kurzes Konzept (ca. ½ Seite), das dem folgenden Schema entspricht: Ausgangspunkt/theoretische Basis, Gestaltung/Entwicklung einer Intervention, Evaluation.
Exposee
Vor der eigentlichen Bearbeitung der Abschlussarbeit erstellen Sie ein Exposee zur Arbeit. Das hat vor allem den Zweck, für Sie und mich zu dokumentieren, was im Rahmen der Arbeit wie und wann erreicht werden soll. Sie können das Exposee damit als einen Plan für die Erstellung der Arbeit ansehen. Das Exposee sollte im Aufbau in etwa der Struktur der Arbeit entsprechen. Für eine empirische/experimentelle Arbeit könnte diese Struktur beispielsweise so aussehen:
Sie dabei bereits beliebig detailliert ausarbeiten. Diese Ausführungen können Sie später gern in die Arbeit übernehmen. Für die anderen Kapitel beschreiben Sie im Exposee nur, was Sie planen bzw. erwarten. Ergänzen Sie im Exposee einen Abschnitt zur Zeitplanung. Hier sollten Sie in einer Art Gantt-Diagramm darstellen, wie Sie die Tätigkeiten im Rahmen Ihrer Arbeit planen und organisieren.
Nachdem wir uns mit dem Exposee auf Inhalt und Durchführung der Arbeit geeinigt haben, füllen Sie das Formular zur Anmeldung der Arbeit aus (inkl. Titel und aller Datumsangaben) und schicken es mir per Mail (ggf. erfolgt dieser Prozessschritt im jeweiligen Studiengang online über PRIMUSS). Ab diesem Zeitpunkt (der mit dem Startdatum der Anmeldung übereinstimmen sollte) läuft die Frist zur Bearbeitung der Arbeit.
Datenauswertung
Statistik
Für die meisten BAs müssen Sie in irgendeiner Form Daten auswerten. Wenn diese Daten numerisch sind, sollten Sie die Auswertung vorab mit simulierten Daten durchführen. Die Daten zur Simulation können Sie leicht mit Hilfe eines Zufallszahlengenerators erzeugen, beispielsweise mit Excel.
Je nach Art der Auswertung können Sie diese dadurch schon so weit vorbereiten, dass die eigentliche Auswertung der realen Daten darin besteht, diese in eine Excel-Datei zu kopieren. Die Auswertung ist ja schon erledigt.
Diagramme und Tabellen
Zur Auswertung gehören saubere Tabellen und Diagramme. Verwenden Sie keine Screenshots von Tabellen aus Statistik-Programmen, sondern erzeugen Sie entsprechende Tabellen selbst. Auch Diagramme aus der Auswertung durch Statistik-Software hat häufig einen sehr eigenen Stil. Erzeugen Sie die Diagramme ggf. selbst.
Professionelle Diagramme können Sie mit Hilfe von R (und ggf. ggplot2) erzeugen. Ich gebe zu, dass hier die Einarbeitung nicht ganz einfach ist. Es zeigt sich aber, dass hier intelligente Chatbots (z. B. ChatGPT) gute Assistenz-Dienste leisten, wenn es um die Erzeugung von geeignetem Code geht.
Kommunikation
Erstkontakt: Kommen Sie einfach auf mich zu; persönlich oder per Mail. Unser erstes Gespräch findet persönlich in meinem Büro K103 statt; weitere Gespräche können wir bei Bedarf auch telefonisch führen. Zu unserem erste Gespräch müssen Sie nichts mitbringen oder vorbereiten, können das aber natürlich gerne tun. Sie sollten aber schon – möglichst konkret – wissen, welche inhaltliche Ausrichtung Ihre Arbeit haben soll. Bitte schon deutlich konkreter als “Irgendwas mit Usability”. Das erste Gespräch sollte nicht im August stattfinden; außer wir haben das schon vorab so vereinbart.
Solange die Arbeit noch nicht angemeldet ist, können Sie jederzeit die Betreuung wechseln. Das ist gar kein Problem. Geben Sie mir dann nur bitte Bescheid, dass Sie sich umorientiert haben.
Während der Arbeit erhalten Sie am schnellsten Rückmeldung, wenn Sie mir eine Mail schreiben. Ich antworte normalerweise innerhalb eines Tages. Außer am Wochenende: Da wäre es mir recht, wenn Sie mir nicht schreiben1.
Wir können jederzeit einen persönlichen Gesprächstermin vereinbaren, zu dem Sie zu mir ins Büro kommen. Wie oft Sie das in Anspruch nehmen wollen, liegt an Ihnen. Ich habe inzwischen festgestellt, dass das relativ unabhängig von der Qualität der Arbeit und eher eine Frage der individuellen Persönlichkeit ist. Falls Sie einen numerischen Hinweis brauchen, wie viel Betreuungsaufwand Sie in Anspruch nehmen sollten: Pro Bachelorarbeit rechnen Betreuende 0,2 SWS an zeitlichen Aufwand ab. Eine SWS sind üblicherweis 15 Termine zu je 45 Minuten. Demnach entsprechen 0,2 SWS 135 Minuten. Darin sollte alles an Zeitaufwand der Betreuenden Platz finden.
Wir können auch einen Telefontermin vereinbaren. Diese versuche ich möglichst, auf den Montag Vormittag zu legen. Zoom oder MS Teams möchte ich generell vermeiden.
Gegen Ende der Arbeit, die dann meist fast fertiggestellt ist, kommen häufig Fragen der Art: “Können Sie nochmal über den Entwurf schauen, ob das so passt?!” – Das sind keine guten Fragen. Eigentlich ist das die Bitte um eine Vorab-Qualitätssicherung, bevor ich die Arbeit dann zum zweiten mal bewerte. Ich kann in einem solchen Fall alle Punkte zurückmelden, die zu einer schlechteren finalen Bewertung führen würden. Diese werden dann verbessert und ich bewerte schließlich zu einem guten Teil meine Hinweise. Sie können während der früheren Bearbeitungsphasen gerne mit Fragen auf mich zukommen. Diese sollten sich konkret auf Aspekte beziehen, zu denen Sie meinen Input benötigen – den Sie gerne bekommen.
Weitere Anmerkungen
Alle organisatorischen Fragen – z. B: “Wie lange ist die Bearbeitungszeit?”, “Wo gebe ich die Arbeit wie ab?”, … – klären Sie bitte selbständig.
Der Beginn der Arbeit muss nicht mit dem Beginn eines Semesters zusammenfallen. Mit Ausnahme der Semesterferien im Sommer können Sie zu beliebigen Zeiten einsteigen.
Empfehlung zum Zitationsstil & Co.: Orientieren Sie sich an den Richtlinien der APA (bzw. DGPs).
Sie sollten zum Nachschlagen einen Leitfaden zur Durchführung und Erstellung wissenschaftlicher Arbeiten zur Hand haben (z. B. den Doppelband aus dem Pearson-Verlag2):
- Peters, J. H., & Dörfler, T. (2019). Planen, Durchführen und Auswerten von Abschlussarbeiten in der Psychologie und den Sozialwissenschaften. Pearson.
- Peters, J. H., & Dörfler, T. (2019). Schreiben und Gestalten von Abschlussarbeiten in der Psychologie und den Sozialwissenschaften. Pearson.
In meinen Vorlesungen biete ich Ihnen als Basisliteratur häufig Bücher an. Das hat den didaktischen Vorteil, dass so verhältnismäßig viel Information integriert angeboten wird. Für die Arbeit sollten Sie die zu Ihrem Thema passende Primärliteratur (meist Fachartikel in entsprechenden Journalen) finden und verwenden (auf die auch die angesprochenen Bücher basieren).
Wenn Sie die Arbeit nicht als PDF abgeben (müssen): Lassen Sie mir nach Fertigstellung die Arbeit als PDF per Mail zukommen. Das beschleunigt den Bewertungsprozess.
Zur Formatierung einige grobe Hinweise:
- Verwenden Sie einen vernünftigen Seitenspiegel mit ausreichend Seitenrand (ggf. auch mit Blick auf die Bindung)
- Vermeiden Sie generell Zentrierung von Text
- Schriftgrad 11 oder 12
- Schriftart für den Fließtext: nicht Arial/Helvetica oder Verdana (oder ein sonstiger Font, der speziell für Displays entwickelt wurde)
- Jede Arbeit benötigt Abbildungen. Im Theorieteil zur Erläuterung komplexer Konzepte/Zusammenhänge/…; im Ergebnisteil beispielsweise die visuelle Darstellung deskriptiver Informationen; auch in den anderen Abschnitten können Abbildungen/Diagramme/… nicht nur den Textblock auflockern, sondern einen einfacheren Zugang zu gewissen Inhalten ermöglichen. Aber: Erstellen Sie keine Grafiken nur zur Zierde.
Hinweis zur Länge der Arbeit:
- BA: ca. 10.000 bis 15.000 Wörter
- MA: ca. 12.000 bis 20.000 Wörter